Nach meiner Adoption zogen meine Eltern mit meinem Bruder und mir nach Afrika, genauer gesagt, nach Kenia, wo mein Vater als Lehrer über den Deutschen Entwicklungsdienst eine Stelle am örtlichen College aufnahm, um dort unterrichtend und organisatorisch tätig zu sein. Über die vier Jahre, die wir dort lebten, reisten wir auch innerhalb des Kontinents sehr viel, um die Schönheit dieses wundervollen Landes in ihrer Ganzheitlichkeit zu erkunden und zu bestaunen. Meine Eltern legten damit den ersten großen Meilenstein im Bezug aufs Reisen. Auch später reisten unsere Eltern mit uns sehr viel und ich liebte es, mir fremde Länder und Kulturen anzusehen, andere Temperaturen, Farben und Gerüche wahrzunehmen und aufzusaugen, wie andere Menschen in anderen Kulturen ihren Alltag verbringen. Ich wollte diesen kostbaren Schatz auch meiner Tochter zu Teil werden lassen und erfreue mich bis heute daran, dass auch sie mit ihren 10 Jahren schon soviel bereisen konnte. „ Reisen“, so heißt es, „ ist der schönste Weg, Geld auszugeben und trotzdem reicher zu werden.“ Dem kann ich nichts mehr hinzufügen.
Meine erste Berührung mit Yoga habe ich einem eingeklemmten Nerv zu verdanken. Ich befand mich in der Türkei im Urlaub und klemmte mir beim flotten Hinunterbeugen am Pool einen Nerv ein. Mit gebeugtem Rücken fehlte nur noch der Rabe Abraxas auf meiner Schulter, um die kleine Hexe detailgenau darzustellen. Ich atmete flach, da ich das Gefühl hatte, mit jedem tiefen Atemzug den Schmerz zu intensivieren. Mit viel Hoffnung rief ich meine Freundin, eine langjährige Yogalehrerin, an. Und sie gab mir nur einen Tipp: Atme. Versuch, in den Schmerz rein zu atmen! Was hätte ich sie am liebsten durchs Telefon gezogen. Ich sah aus wie die kleine Hexe und sie riet mir, richtig zu atmen! Laut fluchend und verfluchend legte ich mich aufs Bett. Immer diese großartigen Yoga – Tipps: Atmen! Zentrieren, usw. Ach, bleib mir bloß fern – kein Wunder, dass viele ihre Vorurteile demgegenüber haben! Immer noch fluchend, versuchte ich es dann irgendwann. Ich nahm meinen Körper wahr, nahm wahr, wo der Schmerz saß und begann, ganz langsam und tief zu ein – und auszuatmen. Ich legte meine Hand an die schmerzende Stelle und atmete dorthin. Es funktionierte. Der Schmerz wurde milder und ich vor allem ruhiger. Ich bewegte mich mit – von meiner Freundin empfohlenen – sanften Vor -und Rückbeugen im Gleichklang meiner Atmung und allmählich verflog der Schmerz in den darauffolgenden Stunden. Yoga half mir in diesem schmerzhaften Moment durch eine gleichmäßige Atmung, meinen unruhigen Geist und somit auch meinen Körper zur Ruhe zu bringen. Zurück aus meinem Urlaub, meldete ich mich zu meiner ersten Yogastunde an. Ich wollte mehr über eine Tradition erfahren, die es seit ungefähr 3500 Jahren gibt und die es geschafft hat, meine stete innere Unruhe und Getriebenheit für einen Moment entscheidend zu bündeln.
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